Das We Exist Tour Projekt ist aus der dringenden Notwendigkeit entstanden, das Drama der Migration, das durch Armut, Krieg, Ungerechtigkeit und die Klimakatastrophe verursacht wird, aus der Sicht seiner wahren Protagonisten darzustellen: der Flüchtlinge.
Wir sind der Ansicht, dass die übliche Herangehensweise an dieses Problem oft eurozentrisch und vereinfachend ist. Aus dieser Perspektive scheint die eigentliche Sorge der Gesellschaften, in denen die Einwanderung stattfindet, darin zu liegen, wie sich die Ankunft dieser Menschen materiell auf unser Leben auswirkt.
Einerseits sieht man, wie die sogenannten "westlichen Staaten” das Problem auf den Zustrom der ankommenden Menschen konzentriert. Dies wird begleitet von einer verzerrten Narrative über die Unmöglichkeit, diese Menschen zu empfangen bzw. einer Narrative eines allgemeinen Phänomens der Unsicherheit, die völlig falsch sind und von den entsprechenden Medien mit voreingenommenen Informationen und fake news unterstützt wird. Auf diese Weise überzeugen sie die öffentliche Meinung von der Legitimität, Grenzen zu schließen und Aufnahme-, Unterstützungs- und Rettungsaktionen zu erschweren, während sie in unseren Gesellschaften Angst und Hass erzeugen. So begründen sie ebenfalls ihre verdeckten Aktionen auf den verschiedenen bestehenden Migrationsrouten, beeinflussen die Grenzkontrollen der verschiedenen Länder, die die Migranten durchqueren, und begünstigen damit die Ausbreitung von Mafias für den Menschenhandel, mit welchen sie nicht selten in direktem Kontakt stehen. Auf diese Weise übertragen sie obendrein die Verantwortung auf die Küstenregionen des südlichen Mittelmeers, die auf diese Weise von der öffentlichen Meinung als Hauptverursacher der Situation angesehen werden.
Auf der anderen Seite glauben wir, dass wir neben dem rein humanitären Ansatz, der das Auswanderungsrecht der "Armen" und die notwendige Aufnahmepolitik in "reichen" Ländern verteidigt, andere fundamentale Aspekte haben, auf die wir uns fokussieren sollten: und zwar sind dies die wahren Ursachen, die Menschen zur Migration veranlassen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Flüchtlinge nicht in unsere Länder "kommen", sondern aus ihren eigenen Ländern "fliehen". Sie fliehen vor dem Elend und den Kriegen, welche reiche Länder auf kriminelle Weise auslösen, um die Kontrolle über die natürlichen Ressourcen zu behalten, die unsere Konsum- und Überflussgesellschaft versorgen. Darüberhinaus reagieren die konservativsten Sektoren unserer Gesellschaft auf rein humanitäre Hilfsansätze, indem sie die entstandene Angst ausnutzen und Hassreden und Rassismus fördern. Auf diese Weise stellen sie Menschen als eine Bedrohung dar, die in Wirklichkeit die Hauptopfer eines privilegierten Lebensstils sind, nämlich dem Unsrigen, der auf einer aggressiven und unmoralischen Geopolitik beruht, ohne Rücksicht auf Gerechtigkeit oder Menschenwürde.
Das We Exist Tour Projekt versucht daher Menschen zum Nachdenken und Handeln zu bewegen, wobei wir versuchen, die Empathie oder Antipathie, die jeder gegenüber Migrationsbewegungen empfinden kann, auszunutzen, um den Fokus der Debatte auf den globalen Süden zu richten. Jedoch weiter südlich der von Europa und den USA auferlegten Grenzen: Nach Afrika, Asien und Lateinamerika. Wir wollen über die Realität der Herkunftsorte sprechen, aus denen die Zufluchtssuchenden fliehen. Aber vor allem, über die Gründe, die sie dazu zwingen, ihre Häuser und Familien zu verlassen, und welche Hauptrolle wir und unsere Staaten in all dem spielen. Weil die Armut und Gewalt, unter der der globale Süden leidet, keinen "zufälligen", "biologischen" oder "kulturellen" Ursprung hat: die Ursachen sind politisch, wirtschaftlich, sozial und klimatisch bedingt und haben ihren Ursprung in der Beziehung, die der globale Norden dem globalen Süden seit mehr als 500 Jahren auferlegt. Denn das Gegenteil von Armut ist nicht Reichtum, sondern Gerechtigkeit.